Samstag, 7. Juli 2012

Teil 8 [Mittwoch]


Unsanft wurde ich geweckt: ,,Vanessa! Jetzt wach endlich auf, dein Handy klingelt schon die ganze Zeit." Um es genauer zu beschreiben meckerte Leona mich an und trat mich aus dem Schlaf. ,,Was?" sagte ich müde.
,,Nimm ab." sagte sie erneut und reichte mir mein Handy.
Ich nahm ihr das Handy ab und wischte mir mit einer Hand die Haare aus dem Gesicht.
Ich hatte dummer Weise nicht auf den Display geguckt:
,,Wer ruft mich denn so früh an?" sagte ich lachend, aber gleichzeitig immer noch verschlafen ins Handy.
Leona hielt mir grinstend ihren Wecker hin. 13:47 ..Früh war das ja nicht mehr.
Schon wieder hatte ich sehr lange geschlafen. Da mir immer noch keiner geantwortete hatte, meldete ich mich nochmals: ,,Hallo? Ist da wer?"
Leona machte sich über meine Aussprache lustig.
,,Lach nicht." flüsterte ich und schmiss mit einem Kissen nach ihr.
,,Hallo?!" fragte ich zum dritten Mal.
,,Heey Vanessa." erklang eine Stimme, als hätte der jenige ein Trauma oder wär von irgendetwas ziemlich nieder gerissen. Ich holte Luft, um zu fragen, wer sich am anderen Ende der Leitung befand, als ich mir aufeinmal die Hand von meinen Mund schlug und dumm von Leona angeguckt wurde.
Ich hielt das Handy einige Zemtimeter von meinem Ohr, zeigte darauf und sagte leise zu Leona: ,,Das ist Basti.."
Ich hatte erwartet, dass Leona irgendwas verrücktes macht, schließlich ist sie ein Fan von ihm und ihr Star ruft ihre Freundin an, aber war auch gut, wenn sie mal nichts sagte.
Leona wusste was ich von ihr wollte und so verlies sie das Zimmer.
,,Oh. Hey Basti. Alles fit?"
Er antwortete mir, als wär unser Streit erst ein paar Stunden her: ,,Wie solls mir schon gehen?"
,,Es soll dir gut gehen!" sagte ich und grinste. Wozu ich grinste wusste ich selber nicht. Sehen konnte es sowieso keiner.
,,Gut würde es mir gehen, wenn du hier wärst!" erklärte er mir.
Wodrauf ich nur eins zusagen hatte: ,,Das ist mir bewusst und ich hab auch drüber nachgedacht, was mit uns geschieht. Ich hab dir schon mehrmals gesagt, dass ich dich sehr mag und das meinte ich auch jedes Mal ernst, aber ich weiß nicht ob das mit unserer Freundschaft klappt. Ich bin nicht für die Öffentlichkeit geschaffen und du bist an der Öffentlichkeit." ,erläuterte ich, ,,Verstehst du was ich dir sagen will?" fragte ich mit gesänktem Kopf.
,,Ich will es nicht verstehen Vanessa. Ich will dich bei mir haben. Du musst ja nicht umbedingt zu meinen Auftritten kommen, damit du nicht an die Öffentlichkeit gerätst..bitte.." Ich merkte, dass es Basti wirklich nicht gut ging.
,,Aber Basti, wenn ich nicht zu deinen Konzerten oder sonst was komme, dann habe ich kaum Zeit dich zu sehen. Guck dir doch mal deinen Zeitplan an."
,,Ich bin für meinen Zeitplan verantwortlich. Ich kann nur halb soviele Konzerte geben, um mit dir Zeit zu verbringen."
Ich hatte mich mal über ihn informiert und erinnerte ihn: ,,Du hast selbst mal gesagt, dass du gerne Musik machst und für deine Fans da sein möchtest und da will ich dich nicht dran hindern."
Er erwiderte: ,,Willst du wirklich keinen Kontakt mehr, oder wieso suchst du immer neue Agumente?"
Langsam war ich von Basti's Laune genervt: ,,Meine Fresse, Basti.. Natürlich will ich dich nicht verlieren, aber du musst dich mal in meine Lage versetzten. Ich bin ein unbedeutendes Mädchen, was alle übersehen, wenn ich über die Straße laufe, aber du bist bekannt. Du brauchst nur einen Schritt vor die Tür machen und schon schreien alle nach dir."
Ich war eigentlich noch nicht fertig mit reden, aber ich wurde von Basti unterbrochen: ,,Du glaubst, dass es so ist, aber ich bin nicht wirklich so bekannt. Ich habe zwar meine Fans, aber die Mehrheit kennt mich überhaupt nicht und beachtet mich nicht. Von vielen werde ich nicht gemocht, wenn nicht sogar gehasst. Es gibt nicht nur Fans. Ich kann in Wipperfürth eigentlich rumlaufen ohne, dass irgendjemand angerannt kommt.."

,,Bist du fertig?" flüsterte Leona durch den Türschlitz.
Ich war noch nicht fertig, aber bat sie trotzdem mit einem Handzeichen rein.
Sie setzte sich leise auf ihren Sitzsack und blätterte in der Bravo herrum, die sie mit reinbrachte.

,,Vanessa?" wurde ich von Basti gefragt.
,,Achja. Ehm.. Ja. Ich weiß nicht wirklich was ich sagen soll. Also ich bin mir nicht sicher, Basti. Kannst du mich vielleicht eine Nacht drüber schlafen lassen?"
,,Hattest du nicht genug Zeit?" fragte mein Gesprächspartner.
,,Was heißt bei dir genug? So eine Entscheidung ist nicht mal einfach so. Vielleicht hängt mein Privatleben davon ab.."
Etwas gereizt, aber trotzdem einsichtig: ,,Okay. Ich gebe dir Zeit. Überlege es dir bitte und dann.."
,,Warte mal kurz." unterbrach ich ihn.
Basti war leise und ich stand vom Bett auf. Leona hielt mir die Bravo vor die Nase.
Eine Doppelseite mit Basti bedruckt, mit der Aufschrift: 'Basti ist verliebt'
Ich schluckte, nahm ihr die Bravo weg und fing an zu lesen.
Kurz zusammengefasst stand dort:
Basti hat sich verliebt. Das Mädchen, wessen Namen er nicht nennen möchte, wohnt in seiner Nähe. Sie haben sich im Urlaub an der Nordsee kennengelernt, aber so ganz möchte es mit der Liebe nicht klappen. Sie weist ihn ab, heißt es. Basti muss wegen seiner Gefühle sogar seine Fans vernachlässigen. Sebastian Wurth's Manager lies ein Konzert absagen, da Basti nicht in der Lage war ein Konzert zu geben, nachdem seine Gefühle missbraucht wurden. ,,Ich kann nicht ohne sie!" beteuerte der Sänger in einem Interview mit der Bravo.

Ich schlug die Zeitschrift zu, legte sie auf Leona's Schoß und ging zur Tür raus.
,,Was hast du noch gleich gesagt?" fragte ich Basti.
,,Ich hatte gesagt, dass ich dir Zeit zum überlegen gebe, mehr nicht." sagte er zur Erklärung.
,,Achja.. Danke, dass du mir die Zeit gibst.." sagte ich und grinste, wieder ohne dass es eine Person sah.
Ich war bereits draußen und betrachtete den blauen, wolkenlosen Himmel.
Wir hatten Hochsommer und aus diesem Grund schien die Sonne genau auf mich hinab.
,,Ja okay. Ich muss dann jetzt auflegen. Tschau." sagte Basti als wär er auf der Flucht.
,,Okay. Viel Spaß noch bei..ehm keine ahung." sagte ich und versuchte so freundlich wie möglich zu klingen, doch trotz meines Versuches legte Basti direkt, nachdem ich zuende geredet hatte, auf.

Demzufolge ging ich wieder rein und direkt, als ich die Tür zur Wohnung öffnete, stand Leona's Mutter vor mir. Ihr Blick sagte mir, dass sie besorgt um mich war. Um sie zu beruhigen sagte ich schnell zu ihr: ,,Es ist alles okay. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen."
Ich grinste sie an und ging weiter Richtung Zimmertür.
,,Vanessa?" fragte Leona's Mutter. Ich drehte mich um.
,,Du kannst mich immer noch duzen. Für dich bin ich Monika und nicht Frau Höffner."
,,Ich werde versuchen, darauf zu achten." sagte ich, drehte mich um und öffnete die Zimmertür. ,,Da bist du ja endlich." wurde ich empfangen.
,,Na, so lange war ich nun auch wieder nicht weg."
,,Sollen wir jetzt was essen gehen?" Diese Frage kam mir gerade recht.
,,Oh ja, ich hab einen riesen Hunger!" stimmte ich zu.

Gesagt, getan. Wir gingen in die Küche und setzten uns an den Tisch, der bereits gedeckt war. Ich griff in einen Korb voller Brötchen, Schokobrötchen und Croissants.
,,War deine Mutter beim Bäcker?" fragte ich, um der Stille ein Ende zu bereiten.
,,Ne, meine Mutter hat im Schrank einen Zauberstab und mit dem zaubert sie morgens immer Brötchen, hab ich dir das noch nicht erzählt?"
Ein kurzes Lachen erschien in meinem Gesicht, aber dann sagte ich ironisch : ,,Haha lustig.."

Ein wirklich interessantes Gespräch ist beim Frühstück nicht entstanden. Weder Leona, noch ich waren gesprächig. Wir aßen auf, räumten unser Geschirr weg und anschließend waren wir wieder alleine in Leona's Zimmer. Ich stand mitten im Raum, während Leona sich wiedermal auf ihren Sitzsack gesetzt hatte.
Ich guckte in ihrem Zimmer rum, als hätte ich nach irgendetwas gesucht, dabei wusste ich noch nicht mal warum ich das tat. Mein Blick blieb an der Wand stehen, an der die vielen Poster hingen. Ich schaute mir jedes einzelnde an und es waren viele. Ich zählte sie durch, frag mich nicht wozu. 1..2..3..4..5..6..[. . .] 18.. Da hörte ich auf zu zählen. Ich war an dem größten und auffälligsten Poster angekommen und ich starrte es an: ,,Sag mal, seid wann hängt das Poster eigentlich da?"
,,Welches?" wurde gefragt.
,,Na, das von Basti natürlich." sprach ich.
,,Achso das. Weiß ich nicht. Schon ziemlich lange, kurz nachdem Dsds aufgehört hat hab ich das aufgehangen, glaub ich. Wieso?"
,,Nur so." erklärte ich, womit unser Gespräch beendet war. Während dem ganzen Gespräch hatte ich meinen Blick nicht einmal von der vollgeposterten Wand gewandt. Ich starrte das bunte Poster auf dem ein junger, erwachsen gewordener Junge strahlte an und das einzige was ich mir dabei dachte, war: Wieso kannte ich ihn nicht schon vor seiner Bekannschaft an der Nordsee? Wieso war er mir nicht aufgefallen?
Ich fürchtete, dass ich darauf keine Antwort bekommen würde, weil ich es nicht wusste und ich eindeutig die einzige war, die es mir das selber beantworten hätte können.

,,Leona, ist es schlimm wenn ich gehe?" sagte ich in Eile.
,,Nein nein, ist schon gut, aber wo musst du denn hin?" fragte sie mich und sah mich verdutzt an.
,,Ehm. Das erklär ich dir wann anders. Heute Abend oder so. Ich ruf dich an wenn ich Zeit hab, okay?"
,,Öhm okay?!" sagte sie und sah mir zu wie ich aus dem Zimmer ging, oder eher gesagt fast schon rannte.
Ich rief Leona's Mutter ein schnelles 'Tschüss' entgegen, genauso wie ich sie einen Tag voher begrüßt hatte. Ich schlüpfte in meine Schuhe und lies die Tür hinter mir ins Schloss fallen.

Ich suchte mir eine nächstgelegene Bushaltestelle, die sich schnell finden lies. Ich warf noch schnell einen Blick auf meine Uhr und checkte dann den Busplan. 15:06 Uhr. Wenn ich das richtig sah war der Bus, mit dem ich hätte fahren müssen, gerade weggewesen. Mehr als eine Stunde hätte ich auf den nächsten Bus warten müssen, aber dazu hatte ich keine Zeit. Ich hatte etwas zu erledigen und das musste so schnell wie möglich geschehen. Ich überlegte, ob ich vielleicht doch einfach auf den Bus warten sollte. Zur Bestätigung meiner Feststellung ging ich zu einer älteren Dame, die scheinbar auch auf einen Bus wartete und fragte: ,,Entschuldigung, ist der Bus nach Wipperfürth schon weg?"
Natürlich, was hatte ich auch anderes erwartet, hatte ich meinen Bus um einige Sekunden verpasst. Da schoss mir eine sehr hilfreiche Idee in meinen Kopf. Wieso war mir das nicht vorher eingefallen?
Ich griff in meine Hosentasche und holte mein Handy raus.
Sofort rief ich die gedachte Person an und sagte was ich zu sagen hatte:
,,Heey du, ich wollte mal fragen ob du gerade zuhause bist."
,,Ja klar, wieso?" kam vom anderen Ende.
Ich erklärte ihm was ich wollte. Ich hatte ihm nicht wirklich alles erzählt, aber er dachte zumindest, dass ich ihm alles erklärt hatte. Das am Telefon war zwar mein bester Freund, aber ich hatte ihn nie erwähnt. Er ist ziemlich zurückhaltend, aber in der Schule trotzdem sehr beliebt. Mein liebenswerter Freund, von dem ich spreche, heißt Ben. Warum ich noch nie von ihm erzählt habe, ist eine lange Geschichte.

Ich wartete ungefähr 10 Minuten und dann kam Ben schon um die Ecke. Zehn Minuten sind nicht viel und sonst habe ich auch viel Gedult, aber in diesem Moment haben sich die Minuten angefühlt, wie Stunden. 'Hey' war das einzige was ich zu sagen flegte, als Ben mit seinem Roller vor mir stand. Er begrüßte mich nur mit einem unbedeutendem Lächeln und hielt mir einen Helm hin. Ich setzte ihn auf, setzte mich hinter Ben und klammerte mich an ihn. Ben war in meinem Leben der einzige, der mich je dazu gebracht hatte auf einen Roller zusteigen. Schon in frühen Zeiten, als ich noch klein war, weigerte ich mich auf Papa's Motorrad zu steigen, aber trotz dass ich Ben vertrauen konnte, hatte ich Angst, mir würde etwas passieren. Mir fiel ein, dass ich Ben nur gesagt hatte, dass ich nach Wipperfürth wollte. Ich nervte ihn solange, indem ich auf seine Schulter klopfte, bis er endlich seinen Roller an den Straßenrand lenkte. Ich verriet ihm Basti's Wohnort und dann ging unsere Fahrt weiter. Ein paar Häuser vor meinem Ziel hielt Ben an. Ich sagte, es sei okay, wenn er mich schon hier rausließe. Zum Abschluss wollte ich Ben umarmen, doch er wisch zurück. Darauf schlussfolgerte ich, dass Ben mich nicht mit einer besonders großen Freude hierher gebracht hatte.
Ich legte meine Hand auf seine und sagte: ,,Es tut mir leid." Ich hatte zwar bemerkt, dass Ben mich keines Wegs ansah, aber ich war schließlich hier her gekommen, um Basti's und mein Problem zu lösen und nicht das von Ben und mir. Ich drückte ihm noch schnell den Motorradhelm in die Hand und ging meinen Weg.

Ich hatte keine Ängste, ich war nicht genervt, gestresst oder aufgeregt. Ich war weder glücklich, noch traurig. Ich hatte darauf keine Erklärung, aber ich fühlte in diesem Augenblick nicht einmal, das was ich gegenüber Basti entfand. Liebe.

Nach nur einer Minute war ich angekommen. Ich atmete noch einmal tief ein und drückte dann den Klingelknopf.
,,Warte, ich komm gleich." hörte ich aus dem Fenster rufen.
'Okay?!' dachte ich mir. Ich wartete fünf Minuten, in denen ich mich ziemlich langweilte und ich mit einem Blatt spielte, was ich vom Busch abgerissen hatte.
Als ich Schritte hinter der Tür hörte warf ich das zerrissene Blatt schnell hinter mich und setzte ein Lächeln auf. Die Tür ging auf und unerwartet freundlich kam aus mir herraus: ,,Heey Basti!"
,,Hallo. Dich hatte hatte ich garnicht erwartet." sagte er erstaunt.
,,Tja, jetzt bin ich aber da." sagte ich. Meine Stimme hatte immernoch diesen freundlichen Ton in sich. Basti sah nicht so aus als wolle er mich in seine Wohnung beten, worauf hin ich meinen Kopf schräg legte und ihn mit klein gemachten Augen ansah. Ich kam nicht dahinter, was Basti tat. Dachte er nach, oder warum starrte er mich mit gläsernden Augen an? Ich winkte mit meiner Hand vor seinem Gesicht herum, aber auch das machte ihn auch nicht aufmerksamer. ,,Alles okay, Basti?" sprach ich ihn an. Alles war ich zu hören bekam war ein heiseres, zartes und kaumzuverstehendes: ,,Ja"
,,Basti, hast du irgendwas? Willst du mich nicht reinlassen?" sagte ich. Meine Freundlichkeit änderte sich in eine Angst und zum wiederholten mal sagte ich: ,,Ist wirklich alles okay? Du siehst nicht gerade besonders gut aus."
,,Doch." antwortete er so leise, dass ich es fast überhört hatte.
Er senkte seinen Kopf und gab mir ein Handzeichen um einzutreten. Ich ging vor zur Treppe, warf Basti einen besorgten Blick zu und ging dann hinauf in die Wohnung. Wie ich bemerkte, waren wir alleine. Weder seine Mutter, noch sein Vater war in der Wohnung aufzufinden.
Ich blieb stehen und wartete auf Basti, der hinter mir die Treppe hoch kam. Ich machte ihm Platz und er ging weiter ins nächste Stockwerk, wo sich sein Zimmer befand. Er setzte sich auf einen Stuhl und bat mir einen Platz an: ,,Du kannst dich gerne auf mein Bett setzten." Ich folgte Basti's Anweisung und stetzte mich. Ich wusste nicht was ich machen sollte und dass Basti mich anstarrte, machte mich um einiges nervöser: ,,Willst du mir sagen was du hast?" sagte ich vorsichtig. ,,Es ist alles gut, glaub mir Vanessa!" sagte er. Das was er sprach war weder nett, böse oder mit Traurigkeit gefüllt. Es war einfach so hingesagt, das hatte ich gespürt. Er hatte zwar gesagt, dass alles okay ist, aber er wusste selber, dass es nicht der Wahrheit entsprach. ,,Guck mich nicht so besorgt an." befahl Basti mir: ,,Oh sorry." sagte ich und wandte meinen Blick schnell von ihm weg. ,,Ich hab noch nicht zu Mittag gegessen, möchstest du auch was essen?" fragte Basti etwas leise und stand auf. Woher der plötzliche Themawechsel kam, war mir nicht bewusst: ,,Ich komm gerne mit, aber ich hab kein Hunger." willigte ich ein. Dementsprechend gingen wir in die Küche. Ich setzte mich an den Tisch und beobachtete Basti dabei, wie er zwei Toast in den Toaster schmiss und etwas aus dem Kühlschrank holte. Er deckte den Tisch und setzte sich. Ich grinste ihn an und als hätte ich irgendwas falsch gemacht, sprang er aufeinmal auf, schaute mich an und sagte hektisch: ,,Warte mal eben." Ziemlich verwirrt guckte ich Basti hinterher, der die Treppen hochrannte und in seinem Zimmer verschwand. Ich machte mir keine weiteren Gedanken darüber, was Basti in seinem Zimmer machen würde. Er würde schon wieder kommen, immerhin waren seine Toasts fast fertig und Besuch hatte er auch.

Ich hatte nicht auf die Uhr geguckt und ich hatte auch nicht im Gefühl wie lange ich schon auf Basti wartete, aber immerhin wusste ich, dass es ziemlich lang war. Mir war nicht klar, ob es zehn oder zwanzig Minuten waren, aber wie gesagt, es war eine lange Zeit. Ich schaute mich in der Küche um. Basti's Toasts waren schon lange fertig. Ich sah aus der Küche hinaus, zur Treppe, die zu Basti's Zimmer führte und rief: ,,Baasti?!" Die gehoffte Antwort kam nicht und so rief ich noch einmal: ,,BASTI!" Ich stand auf, schob den Stuhl an den Tisch und ging langsam die Treppenstufen hinauf. Ich stellte mich vor die Tür, klopfte und sagte in einem leisen Ton: ,,Basti, ist alles gut dadrin?"
Wieder bekam ich keine Antwort. Ich machte langsam die Tür auf: ,,Oh mein Gott, Basti."
Ich stürmte ins Zimmer und kniete mich auf den Boden: ,,Warte, ich helf dir." sagte ich besorgt und halft Basti, sich aufs Bett zu setzten. Er sah wirklich nicht gut aus. Basti hatte halb auf dem Bett gehangen und versuchte hinauf zu kommen. ,,Was ist los mit dir?"
Basti sagte: ,,Vanessa, hol.." Weiter kam er nicht. Ich war mit der Situation überfordert. Ich wusste nicht was Basti hatte und wie es aussah, konnte er aus irgendeinem Grund nicht reden.
Ich ging zum Schreibtisch und wühlte in ihm herrum. Mit einem Blatt und einem Stift setzte ich mich auf die Bettkante: ,,Basti, du musst mir jetzt aufschreiben was du hast, wenn du schon nicht redest. Ich bin gleich wieder da."
Ich rannte aus dem Zimmer, in die Küche und guckte hastig um mich. Da. Ich schnappte mir die Wasserflasche die auf dem Tisch stand, nahm mir ein Glas und ging im zügigen Gang wieder hoch. Ich setzte mich neben Basti aufs Bett und schenkte ihm Wasser ins Glas: ,,Hier trink erstmal was." sagte ich und hielt ihm das Glas hin. Inzwischen las ich, was Basti geschrieben hatte. Seine Schrift war unordentlich und kaum zu lesen:

Ich weiß nicht was mit mir los ist. Ruf bitte meine Mutter an oder ruf direkt den Notarzt.

,,Basti. Was redest du da?" Ich sah Basti an, der mir mittler Weile sein Handy hin hielt.
,,Nimm." sagte er. Also so hatte ich es zumindest verstanden. Es klang heiser und mitten im Wort hatte Basti's Stimme einen Aussetzer. ,,Okay okay." Ich nahm das Handy entgegen, ,,Aber du schreibst mir jetzt auf was du hast. Ist dir heiß oder kalt.. Hast du Kopfschmerzen oder sonst was?"
Er nahm wieder den Stift und das Blatt und fing an zu schreiben. Ich scrollte in Basti's Kontaktliste von A bis M: Mama
,,Guten Tag Frau Wurth." sagte ich, direkt nachdem Basti's Mutter an der anderen Leitung erschien. Ich wurde besorgt gefragt was denn los sei, woraufhin sie alles erfuhr, was ich wusste. Basti's Mutter wusste sich selber auch nicht zu helfen. Das einzige was sie sagte war: ,,Ich bin sofort da, ich komm sofort nachhause. Bitte kümmere dich um Basti, ich vertraue dir." Ich bedankte mich kurz für ihr Vertrauen und legte nach meiner Verabschiedung auf. Ich riss Basti den Zettel aus der Hand. Das Geschriebene lies meine Laune noch mehr sinken:

Übelkeit, Kofschmerzen, gefühlte 50 Grad Fiber.alles.. Ruf entlich den notartzt!!!!!

An Basti's Rechtschreibung erkannte ich, dass er an der Schlussgrenze seines Verstandes war. Ich nahm erneut sein Handy und rief den Notarzt an. Ich hatte nicht den Nerv alles in jeder Einzelheit zu beschrieben. Aber was sein muss, muss sein, dachte ich mir. Bei dem Gespräch war ich vom Bett aufgestanden und ging nervös in Basti's kleinem Zimmer hin und her. Ich legte auf und ging zurück zu Basti. Meine Nerven lagen blank, aber wir mussten durchhalten. Ich, sowie Basti. Ich setzte mich aufs Bett und nahm Basti's Hand: ,,Alles wird gut. Der Notarzt ist gleich hier." versuchte ich Basti zu beruhigen. Ich starrte Basti's schmerzverzerrtes Gesicht an. Bei diesem Anblick fingen die ersten Tränen an, meine Wange runter zukullern. Basti bekam davon nichts mit, da er seine Augen geschlossen hatte.
Ich brachte einen ungewollten Schluchzer hervor, womit Basti die Augen aufschlug und mich entgeistert an. Er versuchte sich mit aller Kraft hinzusetzten. Er wischte mir eine Träne von meiner Wange und schaute mich eine Weile an: ,,Ich.." wieder kam er nicht weiter.
Basti senkte seinen Kopf und brachte ein kurzes Lachen zum vorscheinen, aber selbst das hatte man kaum gehört. ,,Ist schon gut. Versuch einfach nicht mit mir zureden." grinste ich ihn an. Ich nahm seine Hand von meiner Wange und stand auf. Basti sah mich ungewiss an und hielt meine Hand fest. ,,Ich muss raus, wegen dem Notarzt." Basti wusste selber, dass er Hilfe brauchte und so lies er meine Hand los, wenn auch unfreiwillig. Ich lies mir Zeit, auf dem Weg zur Eingangstür. Mein Kopf war in diesem Moment von Gedanken befreit. Dieser Tag war anders als die anderen Tage. Ich war in der Nähe von Basti, auch wenn er nicht gesund war und genau das hatte ich mir gewünscht. Einfach bei ihm sein. Ich war gerade vor die Türe getreten, hörte ich ein 'Tütata'.
Ich stellte mich an den Straßenrand und winkte dem Krankenwagen mit beiden Händen zu, so wie man es mir beigebracht hatte. Ich führte die 'Krankenheinis', wie ich sie immer nannte, ins Haus, bis in Basti's Zimmer: ,,Was fehlt ihnen denn?" fragte ein Mann, worauf hin ich schnell für Basti antwortete, bevor er wieder sein Glück versuchte: ,,Er kann nicht reden. Ich weiß nicht was er hat, aber er klingt heiser und die hälfte der Wörte, die aus ihm raukommen versteht man nicht." Ich nahm den Zettel und reichte ihn dem Krankenheini, der jetzt von Basti's Bett hockte. ,,Achso okay. Ich nehme jetzt etwas Blut ab und.." ,,Autsch!" wurde er von mir unterbrochen, worauf hin ich von allen Heinis, die im Zimmer standen, angeguckt wurde. Ich möchte eben keine Spritzen, was soll man machen? Er fuhr fort: ,,und dann müssen wir den jungen Herr wohl und übel mit ins Krankenhaus nehmen." Meine Augen weiteten sich. ,,Oh mein Gott." dieses mal flüsterte ich, weil ich nicht noch einmal von allen angeguckt werden wollte, aber Basti hatte es gehört und guckte mich hilflos an. Ich wusste nicht weiter und genau so hab ich, glaub ich, auch geguckt. ,,Darf ich denn wenigstens mit?" fragte ich höflich. ,,Wenn es sein muss." bekam ich als Antwort. Krankhäuser waren nicht mein Fall. Ich hasste sie über alles und vorallm die Ärzte. Alle behaupteten immer, dass sie freundlich und hilfbereit wären, aber ich fand sie überhaupt nicht freundlich. Ich war der Meinung, sie waren eher auf einem Ich-muss-meine-Arbeit-machen-und-mehr-nicht-Trip, als höflich mit den Partienten umzugehen.
Ich wollte bei Basti sein und nur das brachte mich dazu, mit ins Krankenhaus zufahren, sonst hätte ich gerne verzichtet. Ich setzte mich in den hinteren Teil den Krankenwagens, in den auch Basti auf einer Liege reingeschoben wurde, dann Basti konnte in zwischen nicht reden oder gehen. Kaum saß ich im Wagen, fragte ich: ,,Wisst ihr den, was er hat?"
,,Nein, dass wissen wir leider noch nicht, dazu müssen wir ihn im Krankenhaus näher untersuchen." wurde mir erklärt.
Die ganze Fahrt lang saß ich neben Basti und starrte die Decke an, bis meine Hand von Basti's gegriffen wurde. Ich guckte ihn erschrocken an, mit seiner anderen Hand machte er ein Zeichen, was mir zu verstehen gab, dass ich näher kommen sollte, was ich anschließend auch tat. Ich hielt mein Ohr so nah wie möglich an seinen Mund und was ich zu hören bekam, war ein einfaches Wort, was mich fröhlich machte: ,,Danke." Warum mich das Wort glücklich machte, lag daran, dass Basti seine Fröhlichkeit reingesteckt hatte, obwohl es ihm richtig beschissen ging. ,,Kein ding." sagte ich, ,,Für dich doch immer." Ich setzte ein Lächeln auf, das lange Zeit anhielt. Der Krankenwagen hielt an und Basti wurde rausgeschoben. Langsam stieg ich hinter dem Arzt aus, der sich auch im hinterem Teil aufgehalten hatte. Die Ärzte schoben Basti ins Krankenhaus und vor dem Zimmer, in das Basti geschoben wurde, damit Untersuchungen durchgeführt werden konnte, empfing mich eine Ärztin. Zu meinem Glück war diese netter, als die die Basti untersuchen mussten. Sie kam schon mit einem breiten Lächeln auf mich zu und erklärte mir, dass ich draußen warten müsse, aber später zu Basti rein könne. Ich setzte mich auf einen Stuhl und wartete. Wie sich herraus stellte, dauerte die Untersuchung nicht lange. Zwischendurch kam nur ein Arzt aus dem Zimmer und ging dann wieder mit etwas in der Hand rein. Ich konnte nicht genau erkennen, was es war, aber das änderte sicher nichts an Basti's zustand. Dann wurde ich endlich von einem Arzt informiert, dass ich jetzt rein dürfe, was ich natürlich sofort tat. ,,Na." begrüßte ich Basti. Ich setzte mich auf den Stuhl, der neben dem Krankenbett von Basti stand. Basti drückte mir lächelnd einen Zettel in die Hand. Das war es, was der Arzt eben geholt hatte. Ich wurde von Basti beobachtet, wie ich mir sein Geschriebenes durchlas:

Nochmal danke, dass du mir geholfen hast. :) Der Arzt hat gesagt, dass ich noch einen Tag im Krankenhaus bleiben muss, aber ich kann dann morgen wieder raus. Du kannst meine Mutter anrufen, sie bringt dich bestimmt Nachhause. Sie ist dir dankbar, dass weiß ich. Wenn ich krank bin, macht sie sich nämlich immer so übertriebene Sorgen. Ich würde jetzt gerne mit dir reden, aber es geht ja irgendwie schlecht, aber ich hoffe, dass du wenigstens mit mir redest, wenn ich es schon nicht tu :D

Als ich fertig war mit lesen, schaute ich Basti an: ,,Nichts zu danken, was hast du denn erwartet? Hast du gedacht, dass ich dich im Zimmer liegen lasse und mich aus dem Staub mache?" sagte ich lachend. Basti wollte auch lachen, aber da es nicht ging, grinste er mich einfach nur an.
,,Wieso kannst du eigentlich nicht reden und warum hast du das alles?"
Basti hatte eine schlaue Idee. Mir machen es auf die moderne Weise. Ich nahm mein Handy und Basti seins. Er schrieb mir alles was er mir zu sagen hatte per sms, weil man mit dem Handy einfach schneller schreiben kann, als mit der Hand.

Ich hab meine Stimme zu sehr belastet. Du kennst die Jugend doch. :D Unvorsichtig und dumm. :D Ich hatte einfach zu viele Konzerte und dann war ich noch mit Freunden feiern. Das hat meinen Stimmbändern nicht gut getan und das mit dem Zusammenbruch, dass kommt vom Stress. :/

,,Oh mein Gott, Basti. Das tut mir leid. Ich wollte das nicht." sagte ich schuldbewusst.

Hä? Das bist du doch garnicht schuld.. Es ist einfach ein bisschen viel, wenn jeden Tag Fans vor meiner Haustür stehen und sonst der ganze Alltagsstress.. Du weißt schon. Konzerte und so.

Ich sah ihn immer noch schuldbewusst an: ,,Aber ich hab auch was dazu gesteuert. Du warst wegen mir schlecht drauf und so, das hab ich aber nicht gewollt, wirklich."

Hör damit auf, du bist GARNICHTS schuld. Wieso hast du eben geweint? (Oh gott, würde ich lieber mit dir reden, als schreiben -.-)

,,Ehm..Weil ich Angst habe." Basti guckte mich an, als hätte ich Chinesisch gesprochen. Ich starrte ihn an und Basti fing an eine sms zu schreiben, kurz darauf vibrierte mein Handy, aber ich sah nicht drauf. Stattdessen legte ich es weg und legte meinen Kopf auf das Bett. Ich ließ meinen Tränen freien lauf. Aufeinmal hörte ich ein sehr leises: ,,Vanessa?" neben mir. Ich schüttelte nur meinen Kopf. Er würde mich sowieso nicht verstehen. Irgendwann zwang ich mich, meinen Kopf zu heben. Ich beachtete Basti nicht. Ich griff einfach nach meinem Handy und laß Basti's sms. Meine Tränenmenge verdoppelte sich und ich schluchzte vor mich hin. 'Ich liebe dich.' war, was ich zu lesen bekam und genau deshalb weinte ich. Er sollte mich nicht lieben. Ich traute mich nicht Basti anzugucken, aber ich musste es ja irgendwie, ich konnte ihn ja jetzt nicht einfach ignorieren. Mit weinendem Gesicht wandte ich langsam meinen Blick auf ihn. Basti rutschte ein wenig zur Seite und klopfte aufs Bett. Darunter verstand ich, dass ich mich neben ihn legen sollte, aber ich schüttelte den Kopf. An der Stelle in Basti's Gesicht, wo vorher ein Lächeln war, war nun der Mundwinkel nach unten gesenkt und dazu nickte er noch. Gegen meinen Willen, stand ich auf und setzte mich aufs Bett. Ich brauchte Nähe, egal von wem. Ich wollte beschütz werden. Ich legte mich hin, mit dem Kopf auf Basti's Brust. Sein Herzschlag war schnell und geatmet hat er auch laut. Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, nicht mehr weinte und Basti's Herzschlag sich nicht geändert hatte, schaute ich hoch: ,,Ey Basti, ist alles okay bei dir?" Ich stupste ihn an, da er sie Augen zu hatte. ,,Hm." sagte er und schaute mich von oben an. ,,Ob alles okay ist, fragte ich." Basti zog verwirrt die Augenbrauen runter und flüsterte: ,,Klar." Ich legte meinen Kopf wieder auf seinen Oberkörper und schlief dann ruhig ein.

6 Kommentare:

  1. sie soll es endlich die gefühle zu ihm zulassen ;o
    ich hoffe, bald kommt der neue teil (:

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  2. Also da kann ich McFreak nur zustimmen ;) sie soll endlich ihre Gefühle für ihn zulassen :o
    Ich hoffe wir müssen nicht zu lange auf den nächsten Zeil warten ;))

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  3. Wow wieder mal sehr schön geschrieben ;D Ich denke auch, dass es endlich Zeit ist ihre Gefühel zu basti zu zulassen ;D Was hat sie den zu verlieren? Nichts!

    Ich hoffe es kommt bald wieder ein neuer Teil ich freu mich drauf ;D

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  4. sehr sehr gut geschrieben!!!

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  5. Ich denke, Vanessa hat ihre Gründe! :) sie soll ihre liebe zu Basti zulassen, wenn sie es möchte!
    Du schreibst wunderschön! :) freu mich auf den nächsten Teil! :)) <3

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  6. Du kannst richtig toll schreiben :)
    Schreib schnell weiter ;)!

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